Auf der Neubaustrecke der Kreisstraße KC 17 im Bereich
zwischen Marienroth und der Abzweigung nach Wickendorf explodierte die Zahl der
Wildunfälle. Das Projektteam „Wild und Straße" hofft hier neben dem
Duftzaun auf einen Erfolg des neuen Multifunktions-Wildwarners. Das Bild zeigt
(von links): Revierpächter Reinhard Rüger, Bauamtsleiter Ludwig Pötzinger,
Abteilungsleiter im Landratsamt David Müller, Albert Büttner (PI Ludwigsstadt),
Georg Pabstmann (PI Kronach), den Schatzmeister der BIV-Kreisgruppe Winfried
Wachter, stellvertretenden Sachgebietsleiter Wolfgang Dietrich und den Leiter des
Projektteams „Wild und Straße" Klaus Riedel.
Foto: Rainer Glissnik
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Marienroth/Teuschnitz - Alle 2,5 Minuten
passiert in Deutschland ein Wildunfall. Die Polizei nimmt in der Regel den
Wildunfall auf, ruft dann auch mitten in der Nacht den für das Revier zuständigen
Jäger an. Der entsorgt das überfahrene Wild oder übernimmt nötigenfalls eine
Nachsuche mit ausgebildeten Jagdhunden, um das Leid des verletzten Tieres zu
verkürzen.
Das machen die Jäger und Jägerinnen freiwillig und ehrenamtlich.
Damit es weniger kracht, installieren sie Duftzäune, Querungshilfen oder
Wildwarnanlagen an Straßen. Im Landkreis Kronach bemüht sich seit über 20 Jahren das
Projektteam „Wild und Straße" um eine Verringerung der jährlich steigenden
Wildunfälle.
So ist der Initiator Klaus Riedel mit seinem Team auch immer auf der
Suche nach neuen Entwicklungen, die als Gegenmaßnahme eingesetzt werden können. Auf der
Neubaustrecke der Kreisstraße KC 17 im Bereich zwischen Marienroth und der Abzweigung
nach Wickendorf explodierte die Zahl der Wildunfälle. „Früher gab es auf diesem
Streckenabschnitt nur gelegentlich einen Wildunfall, seit dem Ausbau der Straße stieg
die Zahl deutlich an", erläuterte Jagdpächter Reinhard Rüger. Obwohl nun auch zehn
Meter Abstand zum Waldrand als frei sichtbare Fläche vorhanden sind. Es hänge viel von
der Geschwindigkeit der Fahrzeuge ab, wie häufig es zu Wildunfällen komme. Das
Projektteam „Wild und Straße" handelte prompt und brachte neben dem Duftzaun
einen erst kürzlich in Augenschein genommenen neuen Multifunktions-Wildwarner zum
Einsatz. Dies ist ein vom brandenburgischen Jäger und Tüftler Detlef Roggan
entwickeltes neues, vielversprechendes Wildwarngerät. Der Wirkungsradius beträgt volle
180 Grad und kann optional auf 360 Grad erhöht werden. Der obere Teil ist in einer
Halbkreisform ausgebildet. Dieser Teil ist mit einer blauen Folie ummantelt, die eine
umlaufende Reflektion gewährleistet. Das Material besteht aus Prismenflächen, die in
verschiedene Richtungen ausgerichtet sind. Deren Reflektionen erreichen Wildtiere in
jeder Position. Der eigentliche Clou an Roggans Erfindung sind die im unteren Bereich
angebrachten wabenförmigen und verschiedenfarbigen Reflektoren. Die Reflektoren
erzeugen nachts beim Auftreffen von Scheinwerferlicht Lichtblitze, welche die
Aufmerksamkeit der Wildtiere erregen. Das sich ständig verändernde Lichtbild nehmen die
Wildtiere als Bewegung wahr. Die bis zu 156 verschiedenen Lichtblitze je
Einzelreflektor wirken wie eine Ampel - eine Wildtierampel. Auch die Göttinger
Universität testet derzeit dieses Gerät.
Eine weitere Teststrecke wurde unmittelbar in der Verlängerung der
KC 17 auch bei einem Wildunfallschwerpunkt an der Kreisstraße KC04 von Marienroth nach
Posseck installiert. Hier haben die verantwortlichen Jäger Lothar Peter, Revier
Rothenkirchen, und Konrad Baumann, Revier Marienroth, tatkräftig geholfen. Somit
umfasst diese neue Wildunfall-Maßnahme gleich vier Reviere. Entlang der Strecken wurde
auch - etwa an Steilhängen - ein Duftzaun angebracht, wo ein Wildwarnreflektor keinen
Sinn macht; Der stinkt rund um die Uhr.
„Hier im Kreis Kronach haben wir von allen Seiten eine breite
Unterstützung", sagte „Macher" Klaus Riedel. Das sei eine positive
Grundlage für die nun schon über zwei Jahrzehnte währende erfolgreiche Arbeit.
„Wir haben in den letzten Jahren schon viele Wildschutzmaßnahmen erprobt",
erinnerte Riedel.
Verantwortungsvolle Autofahrer würden gerade in der Dämmerung die
zulässigen 100 Stundenkilometer an so einer wildunfallgefährdeten Stelle
unterschreiten, betonte Polizeihauptkommissar Georg Pabstmann. Wer etwas langsamer
fahre, sehe auftauchendes Wild rechtzeitig, bestätigte Jagdpächter Reinhard
Rüger.
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