An der Kreisstraße 25
Uli Detsch war beispielsweise mit Projektleiter Klaus
Riedel und Jäger Michael Schießwohl an der stark befahrenen Kreisstraße KC 25
zwischen Gundelsdorf und Friesen unterwegs, um dort die Probleme und die
Bemühungen zu erkunden. Neben weiteren Treffen erlebte das BR-Team eine Sitzung
bei der Polizeiinspektion Kronach mit, wo die aktuellen Wildunfallschwerpunkte
begutachtet wurden.
Die Wildunfälle werden von der Polizei als besonders wichtigem
Partner des Projektteams sorgfältig erfasst. Seit drei Jahren erleichtert eine äußerst
genaue digitale Karte die Erfassung ungemein. Für jeden Wildunfall ist darauf der
Standort exakt nachvollziehbar; hinterlegt ist auch der jeweilige Unfallbericht.
Unfälle mit Personenschäden - davon sind alle Jahre einige zu verzeichnen - sind
besonders gekennzeichnet. An einigen Stellen finden sich die Quadrate, die jeden
Wildunfall markieren, dicht beieinander. Solche Häufungen zeigen die
Wildunfall-Schwerpunkte an, an denen geeignete Maßnahmen viel zu einer Verringerung der
Wildunfälle beitragen können.
An der Kreisstraße KC 25 steigt die Zahl der Wildunfälle wieder an.
Von anfangs 15 im Jahr 2001 wurde dieser Wert zwischenzeitlich bis auf vier
Vorkommnisse gesenkt. Heuer sind an dieser Stelle bereits neun Wildunfälle zu
verzeichnen, etliche direkt hinter den aufgestellten Wildwarnschildern.
Problem mit den Autofahrern
"Das Wild reagiert mehr auf die Maßnahmen als die
meisten Autofahrer auf die Wildwarnzeichen", bedauerte Polizeirat Uwe
Herrmann. Kaum jemand ändere etwas an seinem Fahrverhalten oder seiner
Geschwindigkeit, wenn er an einem solchen Verkehrszeichen vorbeifahre. Dabei
stünden diese Schilder im Kreis Kronach nur an tatsächlichen
Gefahrenschwerpunkten.
Auch im Bereich von Weißenbrunn - insbesondere in Richtung Kulmbach -
ist die Zahl der Wildunfälle wieder gestiegen. Auf der Kreisstraße KC 9 zwischen
Rothenkirchen und Buchbach hat es oft mit Wildtieren gekracht. Auch an der Staatsstraße
bei Wilhelmsthal sind die Wildunfallzahlen gestiegen.
Gefahr besteht auch am Tag
Projektleiter Klaus Riedel räumte mit der verbreiteten
Meinung auf, Wildunfälle kämen nur nachts vor. Natürlich sei ihre Zahl in der
Dämmerung am häufigsten. Aber tagsüber - so zeigten die Unfallmeldungen - ereigne
sich mehr als ein Viertel aller Wildunfälle.
Polizeihauptkommissar Georg Papstmann wies auf die Wildunfälle mit
verletzten Personen hin. Vor einigen Jahren gab es demnach sogar eine Verkehrstote nach
einem Wildunfall im Landkreis. "Es ist nicht ohne", verdeutlichte er das
Gefahrenpotenzial solcher Zusammenstöße von Auto und Tier. Wenn jemand durch ein
Waldstück fährt sollte seiner Meinung nach unbedingt die Geschwindigkeit angepasst
werden - und erhöhte Aufmerksamkeit ist dann ohnehin geboten. "Die Leute wissen
gar nicht, welcher Gefahr sie sich aussetzen, wenn sie mit hoher Geschwindigkeit im
Wald unterwegs sind."
BR-Reporter Uli Detsch wollte wissen, ob dieses erfolgreiche Projekt
nicht bayernweit möglich wäre. Die Auswertung der Unfallzahlen erfolge bayernweit,
erklärte Polizeirat Herrmann. Die Ergebnisse in Kronach belegten: "Die Mühe lohnt
sich." Gerade mit dem Duftzaun sei sehr viel bewirkt worden. Dieser müsse
natürlich gepflegt und immer wieder erneuert werden.
Konsequente Entwicklung
Die Verringerung der Wildunfallzahlen beschäftigt den
passionierten Jäger Klaus Riedel schon lange. Das "Chamer Modell" wird
seit 1990 im Landkreis Kronach angewendet. Damals hatten der Bayerische
Jagdschutz- und Jäger-Verband sowie der ADAC ein Modell ins Leben gerufen, das im
Kreis Kronach übernommen und konsequent sowie kontinuierlich weiterentwickelt
wird. Schon zwei Jahre nach dem Start war die Zahl der Wildunfälle im Landkreis
Kronach - trotz der Grenzöffnung - um die Hälfte verringert worden. "Alle
Beteiligten haben erlebt, dass die Maßnahmen etwas bringen", machte Klaus
Riedel deutlich, warum alle Mitwirkenden weiter so engagiert bei der Sache dabei
sind. Es sei das Wissen, viel Leid und auch Schäden verhindern zu
können.
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