Impressum

Quelle: Neue Presse (Coburg) , 06.07.2015
Text und Foto: Rainer Glissnik


Neue Wildwarner im Einsatz

Ein Praxistest bei Marienroth soll Mensch und Tiere vor Unfällen schützen. Lichtblitze verscheuchen Vierbeiner.

Neue Wildwarner im Einsatz

Auf der Neubaustrecke der Kreisstraße KC 17 im Bereich zwischen Marienroth und der Abzweigung nach Wickendorf explodierte die Zahl der Wildunfälle. Das Projektteam „Wild und Straße" hofft hier neben dem Duftzaun auf einen Erfolg des neuen Multifunktions-Wildwarners. Das Bild zeigt (von links): Revierpächter Reinhard Rüger, Bauamtsleiter Ludwig Pötzinger, Abteilungsleiter im Landratsamt David Müller, Albert Büttner (PI Ludwigsstadt), Georg Pabstmann (PI Kronach), den Schatzmeister der BIV-Kreisgruppe Winfried Wachter, stellvertretenden Sachgebietsleiter Wolfgang Dietrich und den Leiter des Projektteams „Wild und Straße" Klaus Riedel.
Foto: Rainer Glissnik

Marienroth/Teuschnitz - Alle 2,5 Minuten passiert in Deutschland ein Wildunfall. Die Polizei nimmt in der Regel den Wildunfall auf, ruft dann auch mitten in der Nacht den für das Revier zuständigen Jäger an. Der entsorgt das überfahrene Wild oder übernimmt nötigenfalls eine Nachsuche mit ausgebildeten Jagdhunden, um das Leid des verletzten Tieres zu verkürzen.
   Das machen die Jäger und Jägerinnen freiwillig und ehrenamtlich. Damit es weniger kracht, installieren sie Duftzäune, Querungshilfen oder Wildwarnanlagen an Straßen. Im Landkreis Kronach bemüht sich seit über 20 Jahren das Projektteam „Wild und Straße" um eine Verringerung der jährlich steigenden Wildunfälle.
   So ist der Initiator Klaus Riedel mit seinem Team auch immer auf der Suche nach neuen Entwicklungen, die als Gegenmaßnahme eingesetzt werden können. Auf der Neubaustrecke der Kreisstraße KC 17 im Bereich zwischen Marienroth und der Abzweigung nach Wickendorf explodierte die Zahl der Wildunfälle. „Früher gab es auf diesem Streckenabschnitt nur gelegentlich einen Wildunfall, seit dem Ausbau der Straße stieg die Zahl deutlich an", erläuterte Jagdpächter Reinhard Rüger. Obwohl nun auch zehn Meter Abstand zum Waldrand als frei sichtbare Fläche vorhanden sind. Es hänge viel von der Geschwindigkeit der Fahrzeuge ab, wie häufig es zu Wildunfällen komme. Das Projektteam „Wild und Straße" handelte prompt und brachte neben dem Duftzaun einen erst kürzlich in Augenschein genommenen neuen Multifunktions-Wildwarner zum Einsatz. Dies ist ein vom brandenburgischen Jäger und Tüftler Detlef Roggan entwickeltes neues, vielversprechendes Wildwarngerät. Der Wirkungsradius beträgt volle 180 Grad und kann optional auf 360 Grad erhöht werden. Der obere Teil ist in einer Halbkreisform ausgebildet. Dieser Teil ist mit einer blauen Folie ummantelt, die eine umlaufende Reflektion gewährleistet. Das Material besteht aus Prismenflächen, die in verschiedene Richtungen ausgerichtet sind. Deren Reflektionen erreichen Wildtiere in jeder Position. Der eigentliche Clou an Roggans Erfindung sind die im unteren Bereich angebrachten wabenförmigen und verschiedenfarbigen Reflektoren. Die Reflektoren erzeugen nachts beim Auftreffen von Scheinwerferlicht Lichtblitze, welche die Aufmerksamkeit der Wildtiere erregen. Das sich ständig verändernde Lichtbild nehmen die Wildtiere als Bewegung wahr. Die bis zu 156 verschiedenen Lichtblitze je Einzelreflektor wirken wie eine Ampel - eine Wildtierampel. Auch die Göttinger Universität testet derzeit dieses Gerät.
    Eine weitere Teststrecke wurde unmittelbar in der Verlängerung der KC 17 auch bei einem Wildunfallschwerpunkt an der Kreisstraße KC04 von Marienroth nach Posseck installiert. Hier haben die verantwortlichen Jäger Lothar Peter, Revier Rothenkirchen, und Konrad Baumann, Revier Marienroth, tatkräftig geholfen. Somit umfasst diese neue Wildunfall-Maßnahme gleich vier Reviere. Entlang der Strecken wurde auch - etwa an Steilhängen - ein Duftzaun angebracht, wo ein Wildwarnreflektor keinen Sinn macht; Der stinkt rund um die Uhr.
   „Hier im Kreis Kronach haben wir von allen Seiten eine breite Unterstützung", sagte „Macher" Klaus Riedel. Das sei eine positive Grundlage für die nun schon über zwei Jahrzehnte währende erfolgreiche Arbeit. „Wir haben in den letzten Jahren schon viele Wildschutzmaßnahmen erprobt", erinnerte Riedel.
   Verantwortungsvolle Autofahrer würden gerade in der Dämmerung die zulässigen 100 Stundenkilometer an so einer wildunfallgefährdeten Stelle unterschreiten, betonte Polizeihauptkommissar Georg Pabstmann. Wer etwas langsamer fahre, sehe auftauchendes Wild rechtzeitig, bestätigte Jagdpächter Reinhard Rüger.

 

0 Zurück zum Archiv