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Fränkischer Tag, 27.04.2016
Text und Foto: Rainer Glissnik


Auszeichnung für "Wild und Straße" Initiator Klaus Riedel

Auszeichnung für Kronacher Klaus Riedel

Präsidiumsmitglied des Bayerischen Landesjagdverbands Andreas Ruepp (Memmingen) würdigte beim diesjährigen Landesjägertag in Kulmbach den Kronacher Klaus Riedel mit der
„Medaille Naturerbe Bayern“ in Silber. Riedel ist Mitentwickler des „Chamer Modells“ zur Wildunfallvermeidung, Initiator und Motor des Projekts „Wild und Straße“ im Kreis Kronach. Über 21 Jahre ist Riedel aktives Mitglied im BJV-Fachausschuss Revier- und Wildschutz. Selbst im Ausland wurde seine Erfahrung und Kompetenz nachgefragt.


Wildunfälle in Bayern

Wer den Polizeibericht in der Tageszeitung liest sieht es längst: Nahezu täglich findet sich mindestens eine Wildunfallmeldung. Auch die Polizei stellt kaum noch eine Nacht ohne Wildunfall fest. Belegt wird dies von den Erhebungszahlen.

„Jedes leidende Tier tut weh.“

Glosberg – Woran liegt der erhebliche Anstieg der Wildunfallzahlen im Landkreis Kronach in den letzten zwei Jahren? Wie haben sich die bisherigen Maßnahmen zum Schutz vor Wildunfällen bewährt und was kann künftig getan werden, um noch wirksamer zu sein? Diese Fragen beschäftigten das Team „Wild und Straße“ und dessen Leiter Klaus Riedel, das seit 1990 engagiert für mehr Verkehrssicherheit arbeitet.
   Seit dem Jahr 2011 steigen die Wildunfallzahlen signifikant, in den letzten beiden Jahren schnellten sie regelrecht nach oben. Von den Polizei-Inspektionen Kronach und Ludwigsstadt wurden im abgelaufenen Jahr insgesamt 509 Wildunfälle gemeldet, davon zwei mit Personenschaden. Ein Jahr zuvor waren es 400 Wildunfälle, vor drei Jahren waren es rund 300.
   Bundesweit steige die Zahl der Wildunfälle, berichtete Teamleiter Klaus Riedel. 240 000 waren es im Jahr 2014, was die Versicherer 575 Millionen Euro kostete. Umso weniger könne er verstehen dass die Versicherer sich nicht stärker bei der Wildunfallvermeidung einbringen. Jeder dritte Unfall im Landkreis ist mittlerweile ein Wildunfall. Dabei gebe es im Landkreis Kronach eine vorbildliche Partnerschaft, in die sich auch Polizei und Behören engagiert einbringen. Immer schnellere Straßen, steigender Verkehr und wenig Maßnahmen seitens der Straßenbaulastträger stellte Riedel fest. „Unser Wild leidet still“ - manche fahren nach dem Zusammenprall sogar einfach weiter. Riedel appellierte an Kraftfahrer und Verantwortliche: Es muss etwas geändert werden. Wir Menschen dringen mit unseren Fahrzeugen in die Lebensräume des Wildes vor.
   Dank der exakten Erhebung der Polizei können die Wildunfälle sehr genau nachvollzogen werden. Im Norden des Landkreises wurden in letzter Zeit etliche Straßen für schnelleres Fahren ausgebaut. Dies schlage sich dort in einer regelrechten Explosion der Wildunfallzahlen nieder.
   Eine Vielzahl von Maßnahmen kommt in der Region zum Einsatz. Ein wesentlicher Eckpfeiler künftiger Schutzmaßnahmen wird der Duftzaun bleiben: effektiv, kostengünstig, aber es muss immer wieder nachgearbeitet und der Duftstoff erneuert werden. Blaue Bänder mit Duftstoff zeigten ebenfalls gute Wirkung. Diese Kombination ist sehr wirkungsvoll. Der akustische und optische Wildwarner AWIWA hatte eine sehr gute Wirkung, aber einen hohen Preis. „Ist leider zu teuer“, bedauerte Riedel. Das Verkehrszeichen „Wildwechsel“ erwies sich nahezu als wirkungslos. Einzig mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung und Radarkontrollen könnte dies wirksam werden. Das Wildwarnplakat „Könnten Sie jetzt noch bremsen?“ kam gut an. Granulat hatte kaum Wirkung.
   Große Hoffnungen ruhen auf dem neuen Wildwarnreflektor Multiwarnschutz, den ein Jäger aus Brandenburg entwickelte. Dieses Gerät kann auch mit Duftstoff präpariert werden. Im Bereich Wickendorf Richtung Poesseck ereigneten sich zuletzt sieben Wildunfälle, nach Anbringung der neuen Reflektoren plus Duft keine mehr. Die freie Sicht am breiten Straßenrand sei gut, aber nur wenn nicht so schnell gefahren werde.

„Die Geschwindigkeit ist entscheidend“.

Der blaue Halbkreisreflektor ist in Bayern sehr oft zu sehen. Auch in der Region wurde er trotz Skepsis eingesetzt und zeigte eine allenfalls wechselhafte Wirkung.
   Teamleiter Klaus Riedel – eigentlich auch skeptisch – nahm Kontakt mit dem Institut für Wildbiologie Göttingen auf. Dieses bescheinigte aufgrund vielfältiger Tests auch dem blauen Halbkreisreflektor eine gute Wirkung. Die Wildbiologen zeigten sich überzeugt. Die Wildtiere erkennen durchaus Farben, wenn auch nur begrenzt – vor allem blau-grün, sei erklärt worden. In der Dunkelheit gebe es für das Wild keine Farberkennung, auch nicht bei Blau. Blau sei keine Schreckfarbe, werde aber wahrgenommen. Rot sehe das Wild gar nicht. Blau, grün, weiß und grau seien erkennbar. Eventuell sollte der blaue Halbkreisreflektor mit Duftstoff kombiniert werden. „Wenn wir Erfolg haben wollen geht es meistens in der Kombination“, meinte der Teamleiter.



 

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