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Textquelle: Fränkischer Tag, 12.04.2007
Text und Foto: Rainer Glissnik


Zahl der Wildunfälle steigt an

FRÜHJAHRSSITZUNG - Das Projektteam „Wild und Straße“ möchte den Trend eindämmen. Jedes fünfte Reh und jedes 20. Wildschwein wird mittlerweile auf der Straße „erlegt“.

Klaus Riedel setzt auf den Duftzaun

Klaus Riedel setzt bei der Vermeidung von Wildunfällen auf den Duftzaun

Kronach - Die Wildunfallzahlen im Kreis Kronach sind im zu Ende gehenden Erfassungsjahr um 20 Prozent auf 250 Wildunfälle drastisch angestiegen. Auch wenn sie noch immer weit unter den Zahlen aus der Zeit vor dem Aktivwerden des Projektteams „Wild und Straße“ liegen meinte der Leiter des Projektteams, Klaus Riedel: „Das sind 50 zu viel!“
   „Wir waren schon einmal bedeutend besser“, sagte er klar. Die Wildunfälle nehmen im gesamten Landkreis zu. Die Thematik müsse deshalb ganz aktiv aufgegriffen werden. „Es muss unser Ziel sein, diesen steigenden Trend einzudämmen“, fasste Klaus Riedel zusammen. „Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, die Zahl der Wildunfälle zu verringern.“ Alle gemeinsam müssten zusammenhelfen, was im Landkreis Kronach geradezu vorbildlich gelinge.

„Leider unterstützen die Versicherer keine Wildunfallschutzmaßnahmen, obwohl wir Erfolge aufzuweisen haben.“

   „Die Zeche zahlt zum größten Teil das Rehwild“, erläuterte Klaus Riedel, dass drei Viertel der getöteten Wildtiere Rehe sind. Jedes fünfte Reh und jedes 20. Wildschwein wird in Deutschland mittlerweile auf der Straße „erlegt“. Eine Viertelmillion Wildunfälle gab es 2006 in Deutschland, die zu Versicherungsleistungen führten. 450 Millionen Euro mussten die Versicherungen im letzten Jahr für Fahrzeugschäden ausgeben. Leider unterstützen die Versicherer trotz der Erfolge keine Wildunfallschutzmaßnahmen.
   Enorm zugenommen hat das Schwarzwild. Immerhin seien es schon 30 Wildunfälle mit Wildschweinen. Die Mitternachtszeit und die frühen Morgenstunden fallen hier auf. Überraschend gab es auch vier Wildunfälle mit Rotwild. Vor einigen Jahren war der Landkreis völlig rotwildfrei.
   Warum wechselt das Wild? Vor allem zur Nahrungssuche, weshalb gerade das Frühjahr – wenn es draußen grün wird – oder der Herbst besonders hohe Wildunfallzahlen ausweisen.
   Auch Revierkämpfe können Wildwechsel auslösen oder wenn neue Straßen den bestehenden Wildwechsel unterbrechen. Weil der Mensch immer stärker die Natur nutzt wird das Wild oft aufgescheucht und verdrängt. Zunehmend sind es auch freilaufende Hunde, durch den Wald fahrende Motorräder und Quads sowie andere Freizeitaktivitäten abseits der Wege, die das Wild zu verstärkten Wechseln bringen.

Die Fahrweise anpassen

   Vor allem im Frühjahr und Herbst sollten Autofahrer ihre Fahrweise anpassen. Gerade in der Dämmerung – wenn also oft der Berufsverkehr unterwegs ist – wechseln auch die Tiere häufig die Straße. Wenn ein Wildtier vor einem auf der Straße auftaucht sollte man nicht ausweichen: am besten herunterbremsen und dabei natürlich den Nachfolgeverkehr beachten, keine Lichthupe (!) und nicht ausweichen.
   Wer sich bei Polizei oder zuständigem Jäger meldet, kann von diesen eine Bescheinigung für die Versicherung bekommen. Allein schon aus Tierschutzgründen sollte ein Autofahrer den Wildunfall melden, damit verletzte Tiere gesucht und erlöst werden können.
   Vor Ort müssten nun mögliche Ursachen und Maßnahmen erkundet werden. Stefan Herz fragte, inwieweit der Sturm auch die Duftzäune in ihrer Funktion beeinträchtigte. „Es wird wohl auch hier sehr viel Arbeit warten“, meinte er. Durch die Sonneneinstrahlung und den heißen Sommer verwitterte der Schaum als Duftstoffträger möglicherweise stärker, vermutete Albert Gremer. Die Wiesen im Rodachtal werden intensiver genutzt und könnten das Wild so stärker anlocken.

Rainer Glissnik



Der Duftzaun ist das beste Mittel

Kronach - Erfolgreichstes Mittel zur Vermeidung von Wildunfällen ist der Duftzaun, der immer wieder erneuert werden muss.
   Auf der B 85 kurz vor Kirchleus gab es ein Jahr zuvor 14 Wildunfälle, im letzten Jahr nach intensiven Maßnahmen keinen einzigen! Auch das Wildwarngerät AWIWA zeigt gute Erfolge. Wildäcker bringen das Wild an verschiedenen Stellen vom Wechsel über die Fahrbahn ab.

   Einige Fakten des ADAC zu Wildunfällen:

  • Fast eine halbe Million Wildtiere, darunter Rehe, Rotwild, Wildschweine, Hasen und Kaninchen sterben jährlich im Straßenverkehr.
  • Täglich sind es 1300 getötete Tiere und ein Sachschaden von mehr als einer Million Euro.
  • Etwa 25 Rehe werden pro Stunde überfahren.
  • Wenn ein Auto mit 70 Stundenkilometern auf einen Rehbock von 17 Kilo prallt, schlägt er mit 850 Kilogramm auf das Fahrzeug auf, bei einem 80 Kilogramm-Keiler sind es schon 4000 Kilogramm.

Schwerpunkte auf den Straßen

Kronach - Michael Kestel erläuterte die aktuellen Wildunfallschwerpunkte. Hinter Wallenfels gab es mehr als zehn Wildunfälle. Auf der neuen Umgehung seien - trotz Zaun - zwei Wildunfälle geschehen. Zwischen Kaltenbrunn und Haig ereigneten sich je drei Unfälle mit Wildschweinen und Rehen. Zwischen Kaltenbrunn und Neubau wurden weitere vier Tiere überfahren.
   Zwischen Burgstall und Gehülz ereigneten sich sechs Wildunfälle (ein verlagerter Schwerpunkt). Auf der Kreisstraße 12 zwischen Vogtendorf und Fischbach gab es sechs Wildunfälle, weitere vier zwischen Fischbach und Wötzelsdorf. Bei Weißenbrunn wurde die Unfallzahl wesentlich verringert.
   Zwischen Schmölz und Beikheim ist ein alter Schwerpunkt erneut aufgetreten. Zwischen Steinberg und Gifting liegen zwei Schwerpunkte mit je vier Wildunfällen. Vor Nordhalben wurden auf der Staatsstraße sechs Tiere überfahren. Auf der Staatsstraße unten im Tal sorgten die ergriffenen Maßnahmen für eine deutliche Verbesserung. Zwischen Tschirn und Nordhalben gibt es einen neuen Wildunfallschwerpunkt (sogar mit Rotwild). Auch zwischen Steinbach und Haßlach/Teuschnitz ereigneten sich fünf Wildunfälle. Gleich hinter Ebersdorf entstand ein neuer Wildunfallschwerpunkt.
   Das Sorgenkind KC 25 zwischen Gundelsdorf und Friesen habe sich verbessert, nur zwischen Gundelsdorf und den Teichen gab es vier Wildunfälle. Dr. Michael Schießwohl informierte, dass neben den hier ergriffenen Maßnahmen auch der Abschuss erhöht wurde und zudem Wildäcker angeboten werden. Andreas Martin habe dafür Flächen zur Verfügung gestellt, wofür man sehr dankbar sei.




 

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