Kronach - Die
Wildunfallzahlen im Kreis Kronach sind im zu Ende gehenden Erfassungsjahr um 20 Prozent
auf 250 Wildunfälle drastisch angestiegen. Auch wenn sie noch immer weit unter den
Zahlen aus der Zeit vor dem Aktivwerden des Projektteams „Wild und Straße“
liegen meinte der Leiter des Projektteams, Klaus Riedel: „Das sind 50 zu
viel!“
„Wir waren schon einmal bedeutend besser“, sagte er klar.
Die Wildunfälle nehmen im gesamten Landkreis zu. Die Thematik müsse deshalb ganz aktiv
aufgegriffen werden. „Es muss unser Ziel sein, diesen steigenden Trend
einzudämmen“, fasste Klaus Riedel zusammen. „Lasst uns gemeinsam daran
arbeiten, die Zahl der Wildunfälle zu verringern.“ Alle gemeinsam müssten
zusammenhelfen, was im Landkreis Kronach geradezu vorbildlich gelinge.
„Leider
unterstützen die Versicherer keine Wildunfallschutzmaßnahmen, obwohl wir Erfolge
aufzuweisen haben.“
„Die Zeche zahlt zum
größten Teil das Rehwild“, erläuterte Klaus Riedel, dass drei Viertel der
getöteten Wildtiere Rehe sind. Jedes fünfte Reh und jedes 20. Wildschwein wird in
Deutschland mittlerweile auf der Straße „erlegt“. Eine Viertelmillion
Wildunfälle gab es 2006 in Deutschland, die zu Versicherungsleistungen führten. 450
Millionen Euro mussten die Versicherungen im letzten Jahr für Fahrzeugschäden ausgeben.
Leider unterstützen die Versicherer trotz der Erfolge keine
Wildunfallschutzmaßnahmen.
Enorm zugenommen hat das Schwarzwild. Immerhin seien es schon 30
Wildunfälle mit Wildschweinen. Die Mitternachtszeit und die frühen Morgenstunden fallen
hier auf. Überraschend gab es auch vier Wildunfälle mit Rotwild. Vor einigen Jahren war
der Landkreis völlig rotwildfrei.
Warum wechselt das Wild? Vor allem zur Nahrungssuche, weshalb gerade
das Frühjahr – wenn es draußen grün wird – oder der Herbst besonders hohe
Wildunfallzahlen ausweisen.
Auch Revierkämpfe können Wildwechsel auslösen oder wenn neue Straßen
den bestehenden Wildwechsel unterbrechen. Weil der Mensch immer stärker die Natur nutzt
wird das Wild oft aufgescheucht und verdrängt. Zunehmend sind es auch freilaufende
Hunde, durch den Wald fahrende Motorräder und Quads sowie andere Freizeitaktivitäten
abseits der Wege, die das Wild zu verstärkten Wechseln bringen.
Die Fahrweise
anpassen
Vor allem im Frühjahr und
Herbst sollten Autofahrer ihre Fahrweise anpassen. Gerade in der Dämmerung – wenn
also oft der Berufsverkehr unterwegs ist – wechseln auch die Tiere häufig die
Straße. Wenn ein Wildtier vor einem auf der Straße auftaucht sollte man nicht
ausweichen: am besten herunterbremsen und dabei natürlich den Nachfolgeverkehr
beachten, keine Lichthupe (!) und nicht ausweichen.
Wer sich bei Polizei oder zuständigem Jäger meldet, kann von diesen
eine Bescheinigung für die Versicherung bekommen. Allein schon aus Tierschutzgründen
sollte ein Autofahrer den Wildunfall melden, damit verletzte Tiere gesucht und erlöst
werden können.
Vor Ort müssten nun mögliche Ursachen und Maßnahmen erkundet werden.
Stefan Herz fragte, inwieweit der Sturm auch die Duftzäune in ihrer Funktion
beeinträchtigte. „Es wird wohl auch hier sehr viel Arbeit warten“, meinte
er. Durch die Sonneneinstrahlung und den heißen Sommer verwitterte der Schaum als
Duftstoffträger möglicherweise stärker, vermutete Albert Gremer. Die Wiesen im
Rodachtal werden intensiver genutzt und könnten das Wild so stärker
anlocken.
Rainer Glissnik
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Kronach - Erfolgreichstes
Mittel zur Vermeidung von Wildunfällen ist der Duftzaun, der immer wieder erneuert
werden muss.
Auf der B 85 kurz vor Kirchleus gab es ein Jahr zuvor 14 Wildunfälle,
im letzten Jahr nach intensiven Maßnahmen keinen einzigen! Auch das Wildwarngerät AWIWA
zeigt gute Erfolge. Wildäcker bringen das Wild an verschiedenen Stellen vom Wechsel
über die Fahrbahn ab.
Einige Fakten des ADAC zu Wildunfällen:
- Fast eine halbe Million Wildtiere,
darunter Rehe, Rotwild, Wildschweine, Hasen und Kaninchen sterben jährlich im
Straßenverkehr.
- Täglich sind es 1300 getötete Tiere und
ein Sachschaden von mehr als einer Million Euro.
- Etwa 25 Rehe werden pro Stunde
überfahren.
- Wenn ein Auto mit 70 Stundenkilometern auf
einen Rehbock von 17 Kilo prallt, schlägt er mit 850 Kilogramm auf das Fahrzeug auf,
bei einem 80 Kilogramm-Keiler sind es schon 4000 Kilogramm.
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Kronach - Michael Kestel
erläuterte die aktuellen Wildunfallschwerpunkte. Hinter Wallenfels gab es mehr als zehn
Wildunfälle. Auf der neuen Umgehung seien - trotz Zaun - zwei Wildunfälle geschehen.
Zwischen Kaltenbrunn und Haig ereigneten sich je drei Unfälle mit Wildschweinen und
Rehen. Zwischen Kaltenbrunn und Neubau wurden weitere vier Tiere überfahren.
Zwischen Burgstall und Gehülz ereigneten sich sechs Wildunfälle (ein
verlagerter Schwerpunkt). Auf der Kreisstraße 12 zwischen Vogtendorf und Fischbach gab
es sechs Wildunfälle, weitere vier zwischen Fischbach und Wötzelsdorf. Bei Weißenbrunn
wurde die Unfallzahl wesentlich verringert.
Zwischen Schmölz und Beikheim ist ein alter Schwerpunkt erneut
aufgetreten. Zwischen Steinberg und Gifting liegen zwei Schwerpunkte mit je vier
Wildunfällen. Vor Nordhalben wurden auf der Staatsstraße sechs Tiere überfahren. Auf
der Staatsstraße unten im Tal sorgten die ergriffenen Maßnahmen für eine deutliche
Verbesserung. Zwischen Tschirn und Nordhalben gibt es einen neuen Wildunfallschwerpunkt
(sogar mit Rotwild). Auch zwischen Steinbach und Haßlach/Teuschnitz ereigneten sich
fünf Wildunfälle. Gleich hinter Ebersdorf entstand ein neuer Wildunfallschwerpunkt.
Das Sorgenkind KC 25 zwischen Gundelsdorf und Friesen habe sich
verbessert, nur zwischen Gundelsdorf und den Teichen gab es vier Wildunfälle. Dr.
Michael Schießwohl informierte, dass neben den hier ergriffenen Maßnahmen auch der
Abschuss erhöht wurde und zudem Wildäcker angeboten werden. Andreas Martin habe dafür
Flächen zur Verfügung gestellt, wofür man sehr dankbar sei.
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